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Fast könnte man verzweifeln als Neueinsteiger im Bike-Sektor: Kaum eine Kategorie, die in den letzten Jahren nicht noch einmal in viele Segmente unterteilt wurde, kaum ein Einsatzbereich, für den es nicht spezielle Rahmen, Komponenten, Federelemente gibt. Und gleichzeitig stehen da Heere von Rädern auf den Präsentationsflächen der Händler, die irgendwie alle gleich aussehen. Nur das Preisschild ist dann oft der schlagende Beweis, dass doch der Unterschied im Detail stecken muss ...
In den folgenden Absätzen wollen wir etwas Licht ins Dunkel der Modell-Vielfalt bringen: Die rund 1.400 Bikes sind fein säuberlich in verschiedene Kategorien unterteilt, und es wird auch nicht auf unsere Kleinsten vergessen; es wird überTrends und Strömungen informiert; wir werfen die wichtigstenTipps rund um den Kauf eines Bikes unters Volk.
Und weil ein neues Fahrrad nicht nur eine Frage des Geldes, sondern vor allem auch des Einsatzbereiches und damit der persönlichen Präferenzen und Zielsetzungen sein sollte, hilft außerdem ein (natürlich absolut ernst zu nehmender und von erfahrenen Sport-Psychologenerstellter) "Kreuzerltest" (zu finden im MBR Special "Bikes&Parts") beider eventuell nötigen Selbstfindung.

Hardtail oder Fully?

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Die Frage, mit der wohl beinahe jeder bevorstehende Bike-Kauf beginnt. Und die Frage, auf die es keine Antwort, sondern lediglich Empfehlungen geben kann. Denn einmal mehr sind der geplante Einsatzbereich und persönliche Präferenzen ausschlaggebend.
Die definitiven Vorteile von Hardtails liegen im deutlich geringeren Gewicht, Wartungsaufwand und Preis (400-700 Euro weniger als vergleichbar ausgestattete Fullies). Alle drei Faktoren sind im einfacheren technischen Aufbau begründet - mit dem Dämpfer spart ein frontgefedertes Bike auch gleich aufwändige Schwingen-Konstruktionen, Lager und Gelenke ein.
Fullsuspensions können vor allem mit Komfort und Kontrolle punkten. Die zwei Federelemente sorgen für dauerhafteren Kontakt zwischen Reifen und Untergrund - die Folge sind weniger Erschütterungen und einfacheres Handling.
Für alle weiteren häufig zuhörenden Argumente - die optimale Kraftübertragung eines Hardtails, das Plus an Fahrspaß mit einem Fully, die klassische Optik eines Bikes ohne Dämpferaufhängung, die auf den Bereich der Vollgefederten beschränkte Innovationsfreude der Hersteller - gilt: Jeder so, wie er mag. Wer sich mit dem auch nur geringsten Pedalrückschlag nicht anfreunden kann, bleibt besser beim wippfreien Hardtail. Wer es bergab gerne krachen lässt, dabei aber nicht immer Herr der Lage ist, wäre wahrscheinlich mit einem Fully gutberaten, da es Fahrfehler eher verzeiht.
Genauso aber gilt: Wer sich im Gelände hauptsächlich auf Forststraßen und einfachen Wegen bewegt, findet normalerweise mit einem Hardtail das Auskommen. Wer vorhat, eines Tages Kyle Strait vom Thron der Freerider zu stoßen, sollte sich nach möglichst starken Federn vorne und hinten umsehen.
Auch immer mehr Langstrecken-Racer, Touren-Biker und Alpenüberquerer greifen zu leichtgewichtigen, vollgefederten Bikes, um die langen Stunden im Sattelgemütlicher zu gestalten. Und nach wie vor müssen viele einfach nach Maßgabe ihrer Geldbörse entscheiden und wählen das günstigere bzw. höherwertig bestückte Hardtail.

Welche Ausstattung?

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Unabhängig, ob Hardtail oder Fully, gilt für den Rahmen: Er ist das Kernstück jeden Bikes, das Fahrverhalten, Gewicht und Komfort maßgeblich beeinflusst.Die meisten Chassis werden aus Alu gefertigt, das mit seinen dünnen Wandstärken aber großen Rohrdurchmessern einen guten Kompromiss aus Gewicht und Steifigkeit bietet.
In oberen Preisklassen wird auch mit höherwertigen Legierungen wie Scandium oder Kinesium gearbeitet, voll im - leider teuren -Trend liegt 2005 Carbon, das durch Leichtigkeit, gute Dämpfungseigenschaften und außergewöhnliche Optik besticht.
Wie gut das MTB letztlich funktioniert, hängt in erster Linie von den Komponenten (insbesondere Federung, Schaltung,Bremsen und Laufräder) und ihrer korrekten Montage, Einstellung und Wartung ab. Hochwertige Parts arbeiten präziser, sind langlebiger und leichter, während Billig-Teile im harten Geländeeinsatz rasch an ihre Grenzen gelangen.
Wer kurzfristig kein teures Bike finanzieren kann, sollte beim Kauf vor allem auf die Qualität des Rahmens achten und die Parts nachträglich aufrüsten, nicht umgekehrt.
Wie jedes Jahr bietet der Komponentenmarkt auch 2005 einige Neuerungen. So setzt Shimano seinen Weg der Umstellung auf das Dual-Control-Schaltsystem (Brems- und Schalthebel bilden eine Einheit) konsequent fort und stattet nach den Spitzengruppen XTR und XT auch die Mittelklasse (LX) mit dieser Technologie aus. Mitbewerber Sram kontert mit neuenTrigger-Shiftern (also Daumen-Schalthebel) und einem Umwerfer für die X.9-Serie und scheint sich damit als echte Alternative etablieren zu können.
In manchen Bereichen (v.a.Freeride, Downhill) mittlerweile nicht mehr wegzudenken, befinden sich Scheibenbremsen diese Saison auch bei XC-Bikes auf dem Vormarsch. Sie sind herkömmlichen V-Brakes in Sachen Standfestigkeit und Bremsleistung bei Nässe überlegen, gegen sie spricht - vor allem bei günstigeren und somit schwereren Modellen - das Gewichtsargument, im Falle eines Defekts weiters die kompliziertereTechnik.
Voll im Trend liegen auch leichtgewichtige Parts (z.B. Lenker, Vorbauten, Sattelstützen,Kurbeln) aus Kohlefaser- Easton ist hier mit seiner Nanotube-Technologie (deutlich verbesserte Festigkeit bei gleichem Gewicht) der jüngste Wurf gelungen.
In puncto Federung gibt immer noch Manitou die Richtung vor. Deren SPV-Dämpfungstechnologie unterdrückt unerwünschtes Wippen bei Gabel und Hinterradfederung zahlreicher Fullsuspension-Modelle vom Freerider über Enduros bis zu Race-Bikes. Letztere werden allerdings auch häufig mit vom Lenker bedienbaren Lockouts versehen. Die Produkte der Konkurrenz sind, obwohl Hersteller wie Rock Shox, Marzocchi und Fox sogar zuschaltbare Anti-Wipp-Funktionen anbieten, deutlich seltener zu sehen, was nun weniger über deren Qualität als über die Skepsis der Erstausstatter aussagt. Auffällig ist, dass auch immer mehr Einsteiger-Modelle mit zumindest einer Lockout-Funktion an der Gabel (z.B. von Suntour) versehen sind. Generell kommen im unteren Preissegment meist Stahlfeder-Systeme mit Öldämpfung zum Einsatz, in der Topklasse dominieren Luft-Federgabeln mit Öldämpfung. Sie bringen geringes Gewicht sowie zahlreiche Verstellmöglichkeiten und erstklassige Funktion mit, auch Gabeln der Mittelklasse können jedoch bezüglich Ansprechverhalten und Regulierbarkeit durchaus überzeugen.
Für den Allround-Einsatz gelten Federwege von 80-100 mm als Standard, Enduros, Freerider und Downhill-Bikes besitzen wesentlich mehrTravel und auch robustere Federbeine. Gabeln und Hinterradfederungen mit variablem Federweg ermöglichen eine spezielle Abstimmung fürs Bergauf- und Bergabfahren.

Welche Größe?

Die Höhe eines Bikes wird in Zoll oder Zentimetern angegeben, gemessen wird von der Mitte des Tretlagers bis zur Oberkante des Sitzrohres. Ein weiteres wichtiges Maß ist die Länge des Oberrohres bzw. der Abstand von der Sattelspitze bis zum Lenker. Diese beiden Abmessungen müssen zur Länge der Beine bzw. des Oberkörpers passen.
Als Faustregel zur Berechnung der richtigen Größe gilt: Schrittlänge (gemessen an der Innenseite des durchgestreckten Beines) x 0,58. Sportliche Fahrer wählen im Zweifelsfall eher den kleineren, Genuss-Biker den größeren Rahmen. Geringfügige Korrekturen sind per Änderung der Vorbau-Länge möglich.
Der Lenker sollte cirka Schulterbreite haben, der Sattel vertikal in einer Position sein, dass das Bein - wenn man die Ferse auf das in Verlängerung des Sitzrohres nach unten zeigende Pedal stellt - nicht ganz durchgestreckt ist. Horizontal sollte der Sattel so eingestellt werden, dass sich bei waagrechter Kurbel-Stellung das vordere Knie exakt über der Pedalachse befindet.
Ein heißer Tipp, wenn die Sitzposition am alten Bike passt: Sämtliche Abmessungen (also Rahmen- Lenker- und Sitzhöhe, Oberrohr-Länge, Abstand Sattelspitze-Lenker) notieren!
Einsteiger sollten sich auf jeden Fall beim Fachhändler beraten lassen. Er hilft bei der Wahl der richtigen Größe und natürlich generell des richtigen Bikes weiter. Idealerweise wendet man sich an einen Shop, in dem Probefahrten möglich sind. So kann man austesten, ob das Modell tatsächlich passt und man sich darauf wohl fühlt. Denn Probieren geht immer noch über Studieren...

Die Kategorien

Ein Bike muss passen. Und zwar nicht nur, was Größe und Preis angeht, sondern auch, was die individuellen Bedürfnisse seines Besitzers betrifft. Denn was für Racer gut ist, muss für Hobby-Fahrer noch lange nicht recht sein, und was Freerider begeistert, kann Touren-Bikern ein Ärgernis sein.
Wettkampforientiertes Biken z.B. verlangt, zu Gunsten niedrigen Gewichts und spritzigen Fahrverhaltens auf Komfort zu verzichten. Die entsprechenden Sportgeräte - unabhängig, ob Hardtail oder Fully- zeichnen sich durch straffe Fahrwerke, gestreckte Sitzpositionen und edle Materialien aus.
Für den Normalverbraucher hingegen zählen entspanntes Biken und maximaler Fahrspaß weit mehr als Bestzeiten und Stockerlplätze. Entsprechend empfehlen sich Allrounder wie z.B. komfortable Hardtails mit breitem Riser-Lenker (in allen Preisklassen zu finden) oder Enduros, deren variable Geometrien und Federelemente Genusstouren auf unterschiedlichstem Terrain versprechen.
Spezialisten finden ihr Traumbike vielleicht im Freeride- oder Downhill-Segment, für Freestyler oder Youngster, die den Kinderrädern entwachsen sind, sind stabile Dirt-Bikes ein heißer Tipp.
Und denjenigen, die ihren Partnern blind vertrauen, sei ein Blick auf dieTandems empfohlen.

Langer Rede kurzer Sinn

Der Markt hat sich einerseits den unterschiedlichen Bedürfnissen angepasst und Bikes mit verschiedenen Charakteristika hervorgebracht, andererseits setzen die Hersteller natürlich weiterhin auf Modelle für breite Einsatzbereiche. Diese Markt-Struktur findet sich auch in der Bikeboard Bikedatenbank (enthält den gesamten Buyer´s Guide der MBR Sonderausgaben) wieder, die sämtliche in Österreich erhältliche Marken und Modelle mit Rahmen-sowie Ausstattungsdetails, Größen und Preisen auflistet.