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Mythos Tour Pyrenäen

Ein Traum wird wahr: Auf den Spuren der "Grande Boucle" durch die Pyrenäen, vom Atlantik über die legendären Tour-de-France Pässe bis zum Mittelmeer.
Text: Roman Pötschner Fotos: Roman Pötschner, Rainer Parzer

Schon lange ist in meinem Kopf die Idee herumgeschwirrt, die Pyrenäen mit dem Fahrrad zu durchqueren. "Das ist verrückt", erklärten mir jene, denen ich davon erzählte. "Das ist machbar", dachte ich mir, je mehr sich meine Trainingskilometer summierten.
Ich begann mit der Planung, kaufte Kartenmaterial und versuchte, eine Strecke zusammenzustellen. Ein bisschen unheimlich war mir schon zu Mute, als mir die Dimension meines Vorhabens bewusst wurde. Aber da hatte Rainer "NoControl" Parzer, ein langer Radfreund, sich bereits entschlossen, mich zu begleiten.
Einen Tag waren wir damit beschäftigt, die Route vom Papier in eine digitale Karte zu übertragen und am Garmin zu speichern. Am Ende gab es einen individuellen Track; Flughafen, Hotel und der westlichste Punkt am Atlantik sowie der Zielort Perpignan auf der anderen Seite der Pyrenäen waren markiert. Dazwischen lagen 870 km und 18.500 Höhenmeter.
Als Verkehrsmittel unserer Wahl hatten wir uns fürs Flugzeug entschlossen. Unser Gepäck wollten wir selbst buckeln, und um keiner zwingenden Marschtabelle zu unterliegen, gab es auch keine vorgebuchten Hotels, mit Ausnahme des ersten und letzten.
Der Rucksack sollte sechs Kilo nicht überschreiten. Neben einer minimalistischen Ausgangsuniform, einer zweiten Raddress, etwas warmen Zeugs und Regenbekleidung hatten wir auch noch Müsliriegel und Gels eingepackt, aus Angst vor dem spärlichen französischen Frühstück. Dazu Handy, Fotoapparat und GPS sowie die jeweiligen Ladegeräte. Die Räder wurden in Radkartons verpackt, dann waren wir reisebereit. Es konnte losgehen!

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Aller Anfang ist schwer

Am Donnerstag, den 22.September 2011, standen wir am Flughafen Wien-Schwechat. September hatte sich unseren Recherchen zufolge als das ideale Monat zum Radfahren entpuppt: das Wetter noch warm, die Touristen schon weg - hoffentlich würde das alles auch zutreffen ...
Lyon erreichten wir mit Verspätung, unseren Weiterflug nach Biarritz erreichten wir nicht. Auf einen Anschlussflug am nächsten Morgen zu warten, erschien uns zu langwierig, zehn Stunden Fahrt mit dem Zug detto. Also ein Mietauto. Die Frage nach dem - natürlich nicht mitgenommenem - Führerschein beantwortete Rainer kaltblütig, indem er seine Jahreskarte der Wiener Linien zückte. Kurz zögerte die Dame hinterm Schalter, da sie darauf keinerlei Informationen zur Adresse fand. Bereitwillig gab Rainer ihr Auskunft, und schon saßen wir im Auto.

800 Kilometer später checkten wir um 7 Uhr früh in unserem Hotel ein. Die Empfangsdame quittierte unsere Ankunft mit sichtbarem Erstaunen. Noch größer waren ihre Augen, als sie uns nur zweieinhalb Stunden später den Weg Richtung Postoffice wies, wo wir unsere beiden, nunmehr leeren, Radkartons ans andere Ende von Frankreich verschicken wollten.
Die Vorfreude hatte uns das Aufstehen erleichtert, den Rest hatte der mir ungewohnte, penetrante Piepton von Rainers Handy erledigt. Jetzt noch die im Hotelflur zusammengebauten Räder und unsere Rucksäcke ins Auto laden, damit zum Flughafen fahren und den Wagen zurückgeben. Und dann standen wir erstmals da, nur mit den Rädern und Rucksäcken, ganz auf uns allein gestellt.
Zum Auftakt beschlossen wir, ans Meer zu fahren. Mit gewaltigem Tosen rollte der Atlantik in riesigen Wellen dem Sandstrand entgegen. Der Himmel war blitzblau, die Sonne stand schon hoch. Eigentlich wäre es Zeit gewesen, aufzubrechen, aber eines musste jetzt auch noch sein: In einem mondänen Strandcafe nahmen wir unser erstes klassisches französisches Frühstück: Cappuccino und ein Croissant.
Dann endlich fuhren wir zum westlichsten Punkt. Zwischen Casino und herrlichen Villen radelten wir den Strand entlang und über eine Brücke hinaus auf's offene Meer. Wir stellten unsere Tachos auf Null, genossen noch einmal den Blick auf Biarritz und das endlose Blau und schwangen uns voller Elan in den Sattel.

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Bucklige Welt

Das Land der Basken war noch weich, wellig, wie überhaupt der Fuß der Pyrenäen optisch recht lieblich anmutete. Die ersten Kilometer führten durch Bauernland, schmucke Dörfer mit den typischen Fachwerkhäusern. Wir staunten über das Grün der Wiesen und diese so friedlich wirkende Landschaft.
Puerto de Otxondo, der erste Pass mit 602 Metern Meereshöhe, klang nicht nach besonders viel; aber 602 m waren von Meereshöhe gestartet eben auch 602 Meter … Am nächsten Pass, dem Col d'Izpegi auf 690 Meter, gab es eine wunderschöne Aussichtsterrasse mit Cafe. Hier entpuppten sich die Franzosen als überaus freundliche Gastgeber. Im Nu waren Baguette, Käse, Oliven, feinster Serrano-Schinken, Cola und zwei Espressi erstanden. Die Zwischenmahlzeit tat gut - gestärkt nahmen wir unser Ziel in Angriff.
Das Pilgerstädtchen St. Jean-Pied-de-Port, Raststation für viele Wanderer auf dem Weg nach Santiago de Compostella, sollte unsere erste Schlafstätte sein. Das Dörfchen wirkte teilweise richtig verträumt, etwas Mystisches lag in der Luft. Ein Fluss trennte den Ort in zwei Hälften. Steinhäuser, direkt ans Ufer gebaut, gaben ein beeindruckendes Bild ab.

Am nächsten Morgen der schon bekannte Weckruf vom iPhone: Aufstehen, es geht weiter! Der Wetterbericht war schlecht, wenn man nach draußen schaute, sah es dagegen eher gut aus. So unberechenbar die Pyrenäen sein können, mit uns schienen sie es gut zu meinen. Nach kurzer Fahrt kamen wir zum Fuße des ersten Passes. Ein Schild machte uns – wie übrigens vor jedem Pass – klar, was uns erwarten würde. Col de Iraty, 16 % maximale Steigung, 11 % im Schnitt. Wir pfiffen aus dem letzten Loch.
Der Rucksack und die Steigung lasteten schwer auf uns, der Asphalt war rau. Irgendwie rollte es nicht. Wir kämpften uns Kilometer für Kilometer bergwärts, die Gipfel waren noch in dicken Nebel gehüllt. Manchmal blies ihn ein Windstoß kurz fort und für Sekunden wurde der Blick ins Tal frei.
Nach einer schnellen Abfahrt der nächste Pass. Port de Larrau, in Spanien, er verlangte nach einer Neudefinition des Begriffes „steil“. Ein Himmelfahrtskommando, asphaltiert vom Teufel persönlich. Doch bald waren wir wieder mit hoher Übersetzung talwärts unterwegs.
Eine Bar neben der Straße versprach Stärkung. Als wir sie betraten, staunten wir nicht schlecht: Samstag, zwei Uhr, und eine Stimmung wie bei einem Volksfest. Eine Unzahl von Spaniern und Spanierinnen unterhielten sich lautstark - hier wissen die Leute noch den Tag zu feiern!
Kurz vor Aramtis hatten wir noch einen Pass, oder besser gesagt drei, die sich fast unüberwindbar aneinanderreihten, bis 150 Kilometer und 3.500 Höhenmeter am Tacho blinkten. Im Endspurt erwischte uns noch Regen, aber so schnell, wie er gekommen war, hörte er auch wieder auf. Unser Tagesziel Oloron erreichten wir fast trocken.
In einem fast schon luxuriösen Hotel hielten wir unseren ersten Loundry Day ab: die Badewanne wurde nach einem heißen Bad kurzerhand zur Waschmaschine umfunktioniert. Anschließend verließen wir mit Flip Flops und Ausgehuniform zu Fuß das Hotel, um kurz darauf in einer erneut köstlichen Pizzeria zu Abend zu essen.

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Von Oloron aus fuhren wir weiter Richtung Escot. Schöne Landschaft zog schnell an uns vorbei, aber es dauerte nicht lange, stellte sich der Col de Marie de Blanque mit Steigungen von 10-13% in den Weg. Die Beine waren noch etwas schwer vom Vortrag. Zu Hause würde der Trainingsplan einen Ruhetag vorschlagen, hier mussten wir weiter. Und mit dem Col de Aubisque wartete zudem der erste echte Brocken.
Der Pass gilt als HC, „High Category“-Berg bei der Tour de France, und erstmals wurde der Tour-Kult auch spür- und sehbar: Bei jedem erschöpften Senken des Kopfes zogen die Namen der Großen unter unseren Rädern vorbei: Ulrich, Armstrong, Basso, Virenque – wohl allesamt mit wetterfester Farbe auf die Straße gepinselt. Serpentinen verwandelten sich in Gedenkstätten, Passhöhen in Wallfahrtsorte.
Der Aubisque überraschte uns. Seine Steigungen waren moderater, die Straße gut - oder hatten wir uns schon so an die Anstrengung gewöhnt? Angesteckt vom Mythos der Tour, flogen wir schließlich förmlich den Pass hinauf. Kurve um Kurve, hart, aber gut fahrbar. Als wir den Gipfel erreichten, tat sich ein unheimlicher Weitblick auf. Die umliegende Gebirgslandschaft schien zum Greifen nahe.
Wir zogen unsere Windjacken an und wollten schon ins Tal, da baute sich wie aus dem Nichts mit dem Col de Soulor ein weiterer Pass vor uns auf. Das war gemein, doch selbst verschuldet - immerhin hatten wir uns die Strecke ja eingenhändig ausgesucht. Je näher wir das Ende des Passes wähnten, desto länger zogen sich die Anstiege nach jeder Kehre aufs Neue dahin. Dann aber war es wirklich geschafft, und wir flogen an den in den Kurven deutlich langsameren Autos vorbei förmlich ins Tal.

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Auf Pilgerfahrt

Lourdes lag von unserem Nachtquartier Argeles Gazost nur einen Steinwurf entfernt. Nochmals bestiegen wir deshalb unsere Räder und radelten auf welligen Straßen die 20 km in das Pilgermekka. Dort bekamen wir genau das zu sehen, wovon alle schreiben: Unmengen von Geschäften reihten sich aneinander, sie boten Kerzen, Marienstatuen und alles, was das Wahlfahrerherz begehrt. Die Kirche war eine gewaltige Erscheinung, hier wurde nicht gespart. Rundherum schoben sich die Massen, teilweise schienen sie wie traumatisiert. Aus den Lautsprechern waren hoch geistliche Stimmen zu hören, das Lourdes-Wasser sprudelte aus einer Steinmauer. Wer in die erste Reihe kam, trank, was er konnte, füllte seine Flaschen und Kanister und zog glückselig von dannen.
Jedes Jahr besuchen fünf Millionen Menschen diesen Ort. Angeblich verließen den Ort schon Lahme gehend und Blinde sehend. Ich hoffte nur, dass das Wasser mir die Kondition für die nächsten Tage geben würde. Ansonsten konnte ich dem Ganzen nur wenig abgewinnen. Zufrieden, einen Einblick in diese mystische Welt bekommen zu haben, verließ ich die Gedenkstätte; der Mythos Tour de France spricht mich persönlich eindeutig mehr an.

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Wir verließen unser liebliches Hotel in Argeles Gazost nur ungern, es wäre schön gewesen, hier ein paar Tage auszuspannen. Auf der Terrasse war es am Morgen schon richtig warm, wir genossen die Sonnenstrahlen und ließen die Wärme in unsere Körper strömen, um dann gegen 10 Uhr durch Canyon-artige Schluchten Richtung Col de Tourmalet aufzubrechen. Die Beine drehten gut, das brauchten wir heute: 18 km, 10% durchschnittliche Steigung, unterwies uns das obligate Schild.
Der Tourmalet hat der Tour de France seinen Stempel aufgedrückt, zigfach wurden hier Bergetappen entschieden. Der Mythos Tour de France war bis in die kleine Zehe spürbar. Die Straße wand sich Kehre um Kehre hinauf, mal flacher, mal steiler, umrahmt von einer beeindruckenden Bergkulisse. Wir spürten jede Muskelfaser, doch mit dem prestigeträchtigen Ziel vor Augen rangen wir dem Berg Meter um Meter ab. Das Finale hatte es mit 13% Steigung dann nochmals in sich, Rainer hatte mit seiner Übersetzung so seine liebe Not.
An diesem Ort dreht sich alles ums Rad. Neben der Straße wurden Monumente in Gestalt von Fahrräder errichtet, es herrscht ein zweirädriger Verkehr wie am Ring-Radweg. Wir schlürften einen Kaffee und schauten den anderen Bikern zu, die den Berg heraufkamen. Die blonde Grazie mit Ihrem Pinarello und perfekten Styling wirkte Profi-mäßig. Bleiben konnten wir allerdings nicht. Für manche ein Tagesziel, war der Tourmalet für uns nur ein Teil der heutigen Etappe. Der Col de Aspin wartete, und so starteten wir in die endlos lange Abfahrt.

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Ein neues Ziel

Weitere vier Tage ging es in ähnlicher Tonart weiter. Wir passierten Bergwertung um Bergwertung, lieferten uns kurze Wettrennen mit Einheimischen, machten spontane Abstecher zu kleinen Seen, genossen die beinahe durchwegs strahlende Sonne, frühstückten Baguette, Tomaten, Mozzarella, frische Feigen und Croissants auf schmucken Dorfplätzen, bestellten bar aller Französisch-Kenntnisse Omelettes oder Crêpes auf Berghütten. Immer besser kamen unsere Körper und speziell Beine mit der Anstrengung zu recht, immer leichter fielen uns die Höhenmeter. Und als wir den Col de Core sozusagen zum Frühstück ohne Gepäck absolvierten, meinten wir überhaupt, zu fliegen.
Durch Luchon, Seix und Ax-Les-Thermes führte unsere Reise, über den Col de Portillon, Col de Mente, Col de Latrape, Col d'Agnes und Col de Ler's. Allmählich wurde die Landschaft immer offener, wie im Hochgebirge, Rundblick reihte sich an Rundblick, unsere Liste der schönsten Plätze füllte sich zusehends. Und je näher Perpignan rückte, desto öfter drängte sich, leise erst, dann lauter, ein Gedanke in den Vordergrund: ... ob wohl 20.000 Höhenmeter auch zu schaffen wären? Bislang hatte das Wetter perfekt mitgespielt, detto unsere Kondition. Zündelten wir mit dem Feuer, wenn wir nun beginnen würden, zusätzliche Pässe einzubauen?

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Beim Frühstück in Ax-Les-Thermes beschlossen wir, es zu versuchen. Die Gelegenheit war verführerischer denn je: Der Ax Trois Domaines baute sich beinahe in Sichtweite unseres Hotels auf - jener Berg, auf dem Georg Totschnig dereinst Österreichs bislang einzigen Tour de France-Etappensieg errungen hat.
Es folgte der höchste Pass der Pyrenäen, der Col de Pailheres: 19 Kilometer bergauf. In völliger Einsamkeit schraubten wir uns nochmal hoch auf 2.001 Meter. Ein letztes Aufbäumen der Berge. Welch wohltuender Gegensatz zur verkehrsreichen N20, die uns tags zuvor beim Schlussspurt ins Etappenziel den Nerv gezogen hatte! Allerdings hatte die Straße auch hier eine Unannehmlichkeit zu bieten: Gravel - ein Bodenbelag, der Rennradpneus sicher nicht behagt. Also fuhren wir Schlangenlinie zwischen den Rollsplitt-Feldern.

Die Abfahrt war zum Trost echter Wahnsinn; endlos, und selbst endlos bekam dort eine neue Definition. Wir rauschten durch das verschlafene Escoulobre und nahmen im Vorbeifahren den Col de Moulis mit, bevor wir uns Richtung Col de Jau hinauf wuchteten. An den kargen Berghängen patrouillierten Geier, wilde Pferde grasten neben der Straße. Im Wissen, dass es einer unserer letzten Pässe sein würde, forcierten wir das Tempo. Es lief gut, und das am siebten Tag - wer hätte das gedacht!
Vom Col de Jau ging es unvorstellbare 26 Kilometer bergab. Die Landschaft wechselte, es wurde mediterraner. Felsblöcke neben der Straße, man blickte in tiefe Schluchten. Zypressen säumten den Weg, manchmal auch schon Palmen.
In Prades legten wir unseren letzten Zwischenstopp ein. Wir glaubten schon, das naheliegende Meer zu riechen. Oder waren es nur die vorzüglichen Spaghetti Frutti di Mare im Restaurant am Platz?

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Der Endspurt

Am Morgen der letzten Etappe frühstückten wir einmal mehr auf dem Hauptplatz. Wir hatten uns schon ziemlich an unser Vagabundenleben gewöhnt. Ein sonderbarer Gedanke, dass in Kürze alles vorbei sein würde!
Nach unseren Hochrechnungen fehlten noch 800 Höhenmeter bis zu unserem neuen Ziel. Den Verkehr rund um Prades waren wir nicht mehr gewöhnt. Rasch suchten wir Alternativen – und Höhenmeter. Auf der Karte entdecken wir das Kloster „Serrabone“ sowie eine kurvenreiche Straße abseits der Hauptverbindung Richtung Meer. Das Kloster brachte uns 300 Hm zusätzlich. Wir zählten jeden Meter.
Die nächsten Kilometer entpuppten sich als Bergstraße - perfekt für unser Vorhaben. Fast auf den Meter genau erreichten wir am Col Montner Fourtou 20.000 Höhenmeter. Welch Hochgefühl, welch innerer Triumph! Wir klatschten uns in die Hände und fühlten uns wie echte Helden. Leider war auf der Passhütte keine Hütte und auch keine Bar, um unseren Erfolg zu feiern, und so fuhren wir schnurstracks weiter, unserem eigentlichen Ziel entgegen.

Bald bogen wir auf die Hauptstraße Richtung Perpignan ein, noch 20 Kilometer. Wir fuhren mit großer Übersetzung, gebückt, im Windschatten, einer steifen Brise vom Meer entgegen. Am Straßenrand Palmen-Alleen, der Ozean war förmlich schon zu riechen. Noch ein Kurve und ein Kreisverkehr, und dann hatten wir es geschafft. Wie aus dem Nichts tauchte das Meer vor uns auf.
Ruhig lag es da, die Sonne brannte vom Himmel wie im Hochsommer, am Strand ließen sich die Leute die Sonne auf den Bauch scheinen - Urlaubsstimmung pur. In einer Strandbar bestellten wir unser wohlverdientes Bier. Alle Anspannung war von uns gefallen. Die Berge waren verschwunden, aber die in ihnen aufgesaugten Bilder flimmerten noch vor unserem geistigen Auge. Anstrengende, aber einzigartige 1.000 Kilometer und 20.000 Höhenmeter lagen hinter uns.
Wir flanierten über den Strand und dann durch die Stadt. Überall Lokale, Bars und Restaurants. Perpignan war voller Leben, und das Zentrum mit seinen gepflasterten engen Gassen, den vielen Plätzen mit Kirchen und markanten Gebäuden, hatte Charme. Kurz vor der Dämmerung machten wir uns auf den Weg in unser vorab gebuchtes Hotel, wo auch die Radkartons bereits auf uns warteten. So sehr der Auftakt der Reise also schief gelaufen war, so glatt war danach und bis zum Ende alles gelaufen.
Nach einem Tag des Faulenzens und Badens packten wir unsere Räder wieder in die Kartons und nahmen ein Taxi zum Flughafen. Zu diesem Zeitpunkt war mein Entschluss bereits gefasst: Nächstes Jahr um diese Zeit wollte ich wieder hier sein, und so die Zweifler daheim oder auch mir bis dato unbekannte Radkollegen wollten, würde ich nicht alleine sein …

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Anm. d. Red.: Die nächste Mythos Tour findet Ende September (voraussichtlicher Termin 29.9 – 7.10.2012) statt. Geplant ist ein Flug nach Toulouse, wo die Pyrenäentour startet. Die vereinfachte Strecke ist für jeden durchschnittlich gut trainierten Radler zu schaffen. Ziel ist es, nach ca. 600 Kilometern Biarritz am Atlantik zu erreichen. Diese traumhafte Tour über die schönsten Pässe der Pyrenäen ist für jeden Radler ein unvergessliches Erlebnis. Interessenten melden sich unter roman.poetschner@motorcraft.at


die alpen haben mich eine spur mehr beeindruckt, rein von der landschaft her, aber die anstiege in den pyrenäen sind insgesamt irgendwie schwerer...dennoch hats dort was, was man sonst nirgendwo auf der welt findet - die leute sind anders, immer fährt einer der vergangenen helden mit - die tour de france ist all gegenwärtig - sehr schöner bericht - weckt erinnerungen.. Bearbeitet von Reini Hörmann
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super bericht - wo ich doch circa das gleiche im september mache.

werd' ich mal meine route verfeinern .....

 

 

und noch etwas "klugscheiß":

Der Port d'Envalira ist mit seinen 2407 m der höchste Pass der Pyrenäen - nicht etwa der Col du Tourmalet (2115 m) ...

Quelle: quaeldich.de

Bearbeitet von flux
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