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How to Backflip Part II

How to Backflip Part II

03.08.12 18:39 12.433Text: designtist
Armin Reautschnig
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Fotos: NR22
In den Wochen nach How to Backflip Part I, klammerte ich mich heftig an meine erdachte Vorbereitungsroutine, um bestmöglich in Schuss zu sein für die erste Einheit mit dem Trainer. Es wurde ernst.03.08.12 18:39 12.467

How to Backflip Part II

03.08.12 18:39 12.4674 Kommentare designtist
Armin Reautschnig
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NR22
In den Wochen nach How to Backflip Part I, klammerte ich mich heftig an meine erdachte Vorbereitungsroutine, um bestmöglich in Schuss zu sein für die erste Einheit mit dem Trainer. Es wurde ernst.03.08.12 18:39 12.467

Tag 1

[Bei dieser Tagesgeschichte möchte ich nochmals auf How to Backflip Part I verweisen, denn diese Tage sind Leitner-Tage und haben mit dem Tag-Nacht-Rhytmus nicht viel gemeinsam.]

Da war es also soweit, Niki stand mit meinem neuen Spielzeug vor der Tür und geleitete mich in den Dirt Garden.

So ein Dirt Bike ist schon ein komisches Bike, dachte ich, als ich das YT First Love zum ersten Mal zwischen die Beine nahm. Sehr kompakt, vor allem hinten raus. Niki entging mein ungläubiger und etwas fragender Gesichtsausdruck nicht, und klärte mich über die Vorzüge dieser Geometrie auf. "Gerade die kurzen Kettenstreben machen das Bike agil und bei den Tricks wirst du das zu schätzen lernen.” Ha. Tricks. "Als erstes muss ich lernen, nicht wie der erste Mensch darauf auszusehen”, war meine stumme Antwort.

Nun denn, der Meister wollte meine Skills sehen und stellte mich dem Pump Track vor. Ein paar Wellen, ein paar Anlieger und zwei mehr oder weniger enge 180 Grad Turns, das wars. Niki rollte rein und flog um den Track. Nachdem ich mich mit Knie- und Ellenbogenschützern gewappnet hatte, ging es für mich los. Helm rauf und rein ins Vergnügen. Es fuhr sich nicht schlecht, das First Love, aber mit Eleganz hatte dieser Auftritt nicht viel zu tun. Runde um Runde pushte ich mich über den Track. Mal links herum, mal rechts herum. Nach einigen Runden zog ein Schwindelgefühl in meinem Kopf auf. Ich vermutete einen Drehwurm, ob der enormen Geschwindigkeit mit der ich durch die Turns heizte. Diese Vermutung teilte Niki nicht, denn nach dreizehn Runden, wobei nach sieben Runden die Richtung gewechselt wurde, tritt so ein Phänomen bestimmt noch nicht auf, argumentierte er. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein belastungsinduziertes Schwindelgefühl handelte. Dass mich 50 "flache” Meter so mitnehmen können, hätte ich nicht gedacht.

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Die körperliche Zwangspause nutzte der Herr Übungsleiter für eine erste Analyse und stellte mir ein gar nicht so schlechtes Zeugnis aus. Balsam für den sich beinahe übergebenden Körper. Von der Seele ganz zu Schweigen. Nur ein paar Kleinigkeiten wollte er mir für die nächsten Runden mit auf den Weg geben: Schneller pushen, Pedale in den Anliegern horizontal stehen lassen und schneller pushen. Als ich losrollte kam noch etwas: Finger weg von der Vorderbremse! Ich solle mich nicht an die Bremse vorne gewöhnen, denn sobald es ans Springen gehen würde, wird diese potentielle Fehlerquelle entfernt werden. Nun denn, mit "Death Grip” links ging ich die nächsten Runden an und siehe da, mit den Pedalen auf drei und neun Uhr ging richtig die Post ab. Und dann ging ich ab. Schräglage und Speed passten nicht zusammen und ich legte mich auf die trockene Erde. Danke IXS für das Verhindern der ersten Abschürfungen! Sobald die Konzentration weg ist, kommt der Boden ganz schön schnell näher. Mentale Zwangspause.

Bevor ich in den Zustand einer verdienten Entspannung abgleiten konnte, schickte mich Niki auf die kleine Table Line. Drei Tables, mit Ausmaßen die mich als Einsteiger eher abschreckten als einluden, standen in Reih' und Glied und warteten auf mich. Die Aufgabenstellung von Niki war klar: Anfahren, pushen, rauffahren, runterfahren, pushen. Wenn das Gefühl für die Geschwindigkeit kommt, passiert der Rest von ganz allein, sagte er, und tatsächlich: nach zehn Überfahrten verloren beide Räder gleichzeitig den Bodenkontakt und schlugen kurz darauf massiv am Table ein. Vom Überspringen der Tables war ich noch weit entfernt, aber genau in solchen Schritten werden wir weitergehen meinte Niki. Nach jeder Runde gab es einen Kommentar des Meisters. Vor dem Absprung mehr pushen, Blick in die Landezone, versuchs ein wenig schneller, probiers jetzt ein bissl langsamer und dafür pushst du mehr...
Ich kam zwar noch nicht so richtig ins fliegen, doch die Zeit flog dahin und die erste Trainingseinheit ging zu Ende. Niki zeigte sich positiv überrascht von meiner Performance und hakte Tag 1 auf seinem Trainingsplan ab.

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Tag 2

Für mich bedeutete Tag 2 auf Nikis Trainingsplan bereits den vierten Besuch im Dirt Garden. Im Eigenstudium hatte ich mich mit der kleinen Table Line beschäftigt und war ziemlich zufrieden mit mir. Jetzt stand aber wieder eine geleitete Übungseinheit auf dem Programm. Das Startprozedere des Trainings kannte ich schon, begrub meine schützenswerten Gliedmaßen unter den Protektoren und rollte zum Pump Track. Pushen, pushen, pushen und die Finger weg von der Vorderbremse, spukte wie ein Mantra durch meinen Kopf, während ich meine Runden herunterspulte. Den Rekord der "Runden am Stück” griff ich bewusst nicht an. 42 Runden Full Speed waren mir doch noch ein wenig zu heftig. Schließlich hatte ich ja ein anderes Ziel und an diesem Tag hieß es "die kleine Table Line zu überspringen”. Das Vorderrad schaute schon so manches mal weit in die Landung hinein, doch das Hinterrad wollte und wollte nicht folgen. Niki sah sich das Trauerspiel an und wiederholte nochmals den Ablauf: anfahren, pushen, oben rausziehen, landen, pushen. Und wenn möglich, alles als flüssige Bewegungsfolge ausgeführt.
Die Kids im Dirt Garden hatten ihren Spaß mit mir und übersprangen die kleinen Tables in einem Tempo, das mich schon fast dazu verleitet einen Fuß vom Pedal zu nehmen um nicht umzufallen.
Irgendwann war es dann doch soweit und der erste der drei Tables wurde überflogen. Die anderen beiden wurden weiterhin von mir malträtiert. Nach und nach stellte sich aber so etwas wie ein Verständnis des Zusammenhangs von Geschwindigkeit und Absprungintensität ein und ich schaffte es über alle drei Tables. Zwar äußerst selten hintereinander und in darauffolgenden Versuchen, aber das war mir zu dem Zeitpunkt egal. Der Trainingstag wurde von mir als Erfolg verbucht und auch Niki bereitete sich schon auf Tag 3 vor. Die große Table Line war das nächste Ziel.

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Tag 3

Der Weg zum Entspannungsplätzchen im Dirt Garden geht am Roll-In zur großen Table Line vorbei. Aus dieser Perspektive hatte ich das Teil schon einige Male gesehen. An diesem Tag veränderte ich meinen Standpunkt und ich sah mir das Treiben im Garden von dort oben an. Verglichen mit der Vorbereitung für Tag 2, fiel jene für Tag 3 eher bescheiden aus. Zweimal hatte ich mich auf den Spielplatz verirrt und musste relativ rasch wieder dem Wetter weichen. Dementsprechend zuversichtlich war ich für die dritte gemeinsame Session. Nach ein paar Runden auf dem Pump Track war ich auf Betriebstemperatur und zog über die kleine Table Line her. Verlernt dürfte ich seit den letzten Versuchen nichts haben, denn die ersten Runs passten perfekt. Gleich, ob mit viel Speed oder mit mehr Push, die mehrheitlichen Tables traf ich genau. Über die manchmal eingestreuten zu kurzen oder überpowerten Fehlversuche, müssen hier nicht allzu viele Worte verloren werden.
Dann stand ich auf der Plattform des Roll-Ins. Das Gerüst schien sich zu bewegen und leichter Unmut machte sich in mir breit. Niki fuhr zu Demonstrationszwecken los und feuerte Tailwhips über die Tables. Dann rollte ich zur Kante und fuhr nach unten. Kaum den Roll-In verlassen, stellte sich auch schon der erste Table vor mir auf. Alles nicht so schlimm. Doch bis das Vorderrad in die Landung schauen würde, standen noch ein paar Sonnen am Himmel.

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Tag 4

Diesmal war ich im Vorfeld wieder brav und hatte einige Nachmittage und Abendstunden auf dem Dirt Bike verbracht. Die erste Amtshandlung meines Trainers bestand darin, seine Ankündigung von Tag 1 in die Tat umzusetzen und ließ mich die Vorderbremse des First Love demontieren. Hmm. Ich bin zwar ein Freund von aufgeräumten Cockpits, aber dafür essentielle Komfort-Elemente zu opfern fand ich krass. Vielleicht handelt es sich dabei um einen Initiationsritus, dachte ich mir, und schraubte das Teil ab. Ein ganz schön komisches Gefühl, wenn die linke Hand arbeitslos wird. Nichtsdestotrotz schob ich mein Bike den Roll-In hinauf und fuhr die große Line. Ohne Zwischenfälle. In kleinen Schritten näherte ich mich mit dem Vorderrad der Landezonen der großen Tables und verfeinerte meine Technik auf der kleinen Line. Jetzt konnte ich mich dem Meister schon fast problemlos an die Fersen heften und sein Tempo mitgehen ohne zu kurz zu werden. Ein Achtungserfolg auf halber Strecke.

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Der Ausblick

Die Vorfreude auf den ersten Tag im Foam Pit ist groß, denn wenn es dort mit den einfachen Tricks gut passt, kommt endlich ein wenig Style in meine Jumps. Wobei das Gefühl in der Luft auch ohne Table Top, Barspin und 360 großartig ist. Der Kick ist jetzt schon da und ich überlege ernsthaft, wie es sein wird, wenn der Backflip im Kasten ist.
Ein Adrenalingrinser erster Güte. Nehme ich an.
Stay tuned für den dritten Teil von How to Backflip!


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