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Trans Schwarzwald (fast) live

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Gerhard "Harti" Prandstötter tut mit der Trans-Schwarzwald eine für seine Begriffe furchtbar lange Reise - und kann somit entsprechend viel erzählen ...
An seiner Seite: Teampartner Thomas "Stoppi" Lahner, die Solisten Thomas "NoBody" Widhalm und Hans Orsolits sowie Betreuerin Veronika.


Alle Infos zur Veranstaltung auf www.trans-schwarzwald.de

Die Anreise, 13.8.2010

Endlich ist es soweit, der absolute Saisonhöhepunkt der alternden Sportlegenden ist zum Greifen nahe: Die Trans Schwarzwald, Etappenrennen nach Vorbild der Trans Alp, Trans Germany, Crocodile Trophy, Cape Epic etc. beginnt am Sonntag, dem 15. August 2010 - und wir vier Oldies mitten drin.

Hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und blankem Entsetzen, warum ich mich auf diese Tortur überhaupt eingelassen habe, sitze ich im geräumigen Wohnmobil, während Wödmaster „NoBody“ Tom Widhalm am Lenkrad mit ebenso stoischer Ruhe wie bei seinen 24h-Siegen Kilometer um Kilometer auf der Westautobahn herunterspult.
Mein Rennpartner Thomas „Stoppi“ Lahner folgt mit unserer Betreuerin Veronika, die den Austragungsort des Rennens (den schönen, aber vermutlich radfahrerisch anspruchsvollen Schwarzwald) wie ihre Westentasche kennt, etwas später nach.

Die Vorbereitung verlief äußerst erfolgreich: Während ich in der letzten Zeit sehr großen Wert auf Regeneration legte, absolvierte Stoppi noch letzte Woche ein Trainingslager mit geschätzten 15.000 Höhenmetern im schönen Kärnten, und Tom ist ja sowieso immer topfit
 Fehlt als Vierter im Bunde noch Hansi Orsolits, ein absoluter Experte auf dem Gebiet der Etappenrennen, der in den vergangenen Jahren schon Trans Germany und Trans Alp bravourös gemeistert hat und beim Cape Epic nur aufgrund eines unglücklichen Sturzes ausscheiden musste.

Das Wetter wird hinter St. Pölten kontinuierlich schlechter, und ich stelle mich gleich einmal auf erste Regenetappen ein. Naja, die morgige Startnummernausgabe wird in einem Weinkeller in Sasbachwalden sein. Da kann man zur Einstimmung Wein verkosten. Wenn Petrus keine gute Laune haben sollte, so wird sich zumindest die unsrige dadurch verbessern …

  • In meinen Koffer packe ich ...In meinen Koffer packe ich ...
    In meinen Koffer packe ich ...
    In meinen Koffer packe ich ...
  • die Kuscheltiere müssen mitdie Kuscheltiere müssen mit
    die Kuscheltiere müssen mit
    die Kuscheltiere müssen mit
  • hüft's nix, schadt's nix!hüft's nix, schadt's nix!
    hüft's nix, schadt's nix!
    hüft's nix, schadt's nix!
  • der Wödmasta, topfit und guter Dingeder Wödmasta, topfit und guter Dinge
    der Wödmasta, topfit und guter Dinge
    der Wödmasta, topfit und guter Dinge
  • Stoppi und NoBody beim ...ähm ... Carboloading.Stoppi und NoBody beim ...ähm ... Carboloading.
    Stoppi und NoBody beim ...ähm ... Carboloading.
    Stoppi und NoBody beim ...ähm ... Carboloading.

1. Etappe, 74 km/2.375 Hm

Nach einer kleinen Weinverkostung am Freitag am Titisee und köstlichen Steaks am Samstag im Startort Sasbachwalden war es heute endlich so weit: 1. Etappe des siebentägigen Abenteuers Trans Schwarzwald!

Der Start war von heftigem Regen begleitet, der sich aber glücklicherweise bald in ein leichtes Nieseln verwandelte. Den ungestüm den ersten langen Berg hochjagenden Stoppi musste ich mehrmals einbremsen - das Trainingslager am Faaker See hat ihn offensichtlich zu einem exzellenten Kletterer geformt. Die gesamte Strecke wurde zu 95 % auf Schotterstraßen geführt, man fühlte sich lebhaft an Reichraming erinnert. Ein bisschen traurig war ich schon, weil praktisch keine Singletrails und schwierigen Abfahrten vorhanden waren, aber andererseits konnte dadurch ordentlich Tempo gemacht werden, und die Etappe ging wenigstens zu Ende, bevor die Finsternis hereinbrach.
Bei jedem Anstieg drückte Stoppi ordentlich aufs Tempo, bergab konnte ich mich wieder herankämpfen - vor allem, weil der Gatsch dem armen Kerl in die Kontaktlinsen spritzte und ihn zu Tränen rührte. Die letzten zehn Kilometer waren dann eine ordentliche Tempobolzerei, und am Schluss reichten meine Downhill-Künste nicht ganz aus, um den einzigen Singletrail des ganzen Rennens - eine ziemlich gatschige Rechtskurve ca. 200 m vor dem Zielbogen - sturzfrei zu absolvieren. Flugs lag ich auf der Papp‘m, aber nix passiert, nach 4h15 passierten wir die Ziellinie.
Tom war schon über eine Stunde da (2. Pl. bei den Senioren 2!), den Hansi haben wir auch nicht eingeholt, aber lustig war's.

Ich fürchte aber, dass das nur der harmloser Beginn war und es erst in den nächsten Tagen wirklich zum Weinen wird. Morgen z.B. gibt's gleich noch ein bisschen mehr Berge ...

  • Regen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.Regen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
    Regen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
    Regen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
  • Drei der vier Musketiere vorm Start. Hansi hielt schon die Startreihe frei.Drei der vier Musketiere vorm Start. Hansi hielt schon die Startreihe frei.
    Drei der vier Musketiere vorm Start. Hansi hielt schon die Startreihe frei.
    Drei der vier Musketiere vorm Start. Hansi hielt schon die Startreihe frei.
  • Operation Einrollen geglückt, Platz 11 bei den Masters!Operation Einrollen geglückt, Platz 11 bei den Masters!
    Operation Einrollen geglückt, Platz 11 bei den Masters!
    Operation Einrollen geglückt, Platz 11 bei den Masters!

2. Etappe, 78 km/2.620 Hm

Wolkenverhangener Himmel und spätherbstliche Temperaturen begleiteten das Feld hinaus aus dem Kurort Bad Wildbad im nördlichen Schwarzwald. Tom startete nach seiner großartigen Leistung vom ersten Tag (nur 25 Minuten hinter dem Sieger Thomas Dietsch!) natürlich im Block A,. Hansi landete im Block C, wir beiden Urguat-Fahrer aufgrund meiner ständigen Mahnungen, nicht zu schnell zu fahren, im Startblock D. Ergo ließ ich es diesmal etwas schneller angehen.
Am ersten kleinen Hügerl überholten wir Hans, der nur einen kleinen Kommentar abgab: „Jojo, des macht des G‘wicht !“ Leider kam dann eine endlose flache bis leicht ansteigende Schotterstraße, auf der wie beim Straßenfahren im Packel gefahren werden musste. Und es geschah das Unvermeidliche: Mit seinen beiden überdimensionalen Kraftwerken in den Oberschenkeln wuchtete sich Hans nach vor, gleichmäßig wie Dampfhämmer bewegten sich seine Beine auf und ab und bei der ersten Labe war ich so peckt, dass ich die Gruppe bergauf ziehen lassen musste.
Völlig entnervt kämpfte ich mich weiter, nur der Gedanke an die von Manfred Stiegler für den Fall meines Durchkommens versprochenen sieben Flaschen Wein hielten mich am Leben. Schließlich erreichte ich Stoppi wieder, dem vor lauter lockerem Pedalieren schon ziemlich kalt war.
Die Strecke erinnerte schon eher an ein Mountainbike-Rennen als gestern, Schiebepassagen mit knöcheltiefem Schlamm wechselten mit Forststraßen und schlammigen, herrlich rutschigen Singletrails. Dazu eine Kälte um die 10°C, begleitet von permanentem Nieselregen. Irgendwie erreichten wir dann doch den letzten Berg, ich bekam noch einen kleinen Hungerast, aber nach fünf Stunden und 80 km (gefühlte 150) war endlich das Ziel in Freudenstadt erreicht, wo uns bereits eine zähneklappernde Veronika mit unseren Duschsachen erwartete.
Tom finishte erneut als zweiter bei den Senioren 2, Hans kam acht Minuten vor uns als Zehnter der Senioren3 ins Ziel, wir bestätigten unseren elften Masters-Rang mit einem zarten Rückstand von 1:13 auf die Klassensieger.

3. Etappe, 56 km/1.450 Hm

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Hans O., zufrieden weil perfekt umsorgt.

Auch in dieser Nacht wurden wir von heftigen Regenfällen heimgesucht. Sogar unser Vordach vom weltmeisterlichen Wohnmobil mussten wir frühmorgens einfahren. Etwas verschlafen (Start war erst um 12.00 Uhr mittags, wie bei den Profis der Tour de France) schauten wir um 9:45 Uhr mit unseren müden Äuglein, als es zum späten Frühstück ging. Wenigstens der Regen hatte mittlerweile aufgehört.
Unser Vorsatz für heute lautete Regeneration für die nächsten Tage, aber nyx da, Harti machte vom ersten Meter an mächtig Druck und ich hatte schwer zu kämpfen, um seinen Windschatten halten zu können. Es ging endlose Kilometer flach bis geschupft dahin und ich fuhr dauernd am Limit.
Ähnlich der Forststraßenhatz in Reichraming, gondelten wir durch den wunderschönen Schwarzwald. Leider war aufgrund der Bewölkung nicht viel von der Umgebung auszumachen. Einzig die durchtrainierten Profi-Wadeln von Harti konnte ich mir heute endlos lange von hinten anschauen. Kaum waren wir von einem Packl zum nächsten gebolzt, wurde schon wieder ausgeschert, um weiter nach vorne zu kommen. Von wegen Regeneration! Harti hatte Lunte gerochen und wollte anscheinend die gestrige Schmach im Duell gegen Hansi wieder wett machen.
Doch der blieb heute, wie die ersten beiden Tage, für uns unerreichbar. Aber kein Wunder: Er hat ja auch eine professionelle Betreuung, bekommt bei jeder Labe sein Flascherl persönlich überreicht und im Ziel gibt es gleich einen leckeren Kakao samt warmem Jackerl ...

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Kuschelig, dieses Deutschland!

Aber auch unsere Betreuerin, Chauffeuse Veronika, hat sich ein Extra Lob verdient. Täglich wartet sie stundenlang auf die zwei älteren Herren, oft im Regen und völlig durchnässt, empfängt sie uns immer mit einem freundlichen Lächeln - da geht die Sonne wieder auf für uns zwei!
Die heutige Etappe war ein wenig kürzer als die beiden ersten. 50 km ging es nur auf Forststraßen dahin, dann kamen zum Schluss noch Singletrails und Rampen vom Feinsten. Für mich war's trotzdem eine furchtbare Schinderei und ich war froh, nach 2:50 Stunden endlich einmal trocken im Ziel zu sein. Und siehe da: Kurz nach unserer Zieldurchfahrt fing es zu regnen an.
Als Belohnung gab es weltmeisterliche Spaghetti zur Erholung. Denn Tom war natürlich wieder Stunden vor uns im Ziel und hatte somit ausreichend Zeit zum Kochen... Leider hat er sich aufgrund eines Einfädlers bei der Einfahrt zum finalen Singletrail um eine bessere Platzierung gebracht. Aber die dritte Silberne in Folge ist ja auch nicht so schlecht. Und Hansi war schlussendlich nur zwei Minuten vor uns, Wir kommen jeden Tag näher und geben täglich die Devise aus: morgen hamman‘.
Kette rechts aus dem noch immer verregneten, aber heute immerhin schon 16 Grad warmen Schwarzwald.

4. Etappe, 73 km/2.620 Hm

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Der Wödmasta, der Stoppi und sein Rad, das unbekannte Wesen.

Von wegen ab Mittwoch wird das Wetter hochsommerlich! Regen tröpfelte nächtens wie immer aufs Dach des Wohnmobils, und als wir uns in der Früh auf den ersten Gang zur Toilette wagten, froren mir die Zehen schon gehörig ein.
Auch auf der 4. Etappe - die Königsetappe der Tour mit drei ordentlichen Bergen und knapp 2.700 Höhenmeter auf 73 km - Nieselregen bei 10 bis 14 Grad. Sogar der Weltmeister schwächelte und verwendete Beinlinge und Kotflügel.
Mein Versuch, mich beim Start vor Hansi einzureihen, wird von einem gestrengen Ordner vereitelt. Zunächst ging‘s wie in Saalbach-Hinterglemm mit mörderischem Tempo auf Asphalt bergab, bis ein Tunnel, der immer nur einen einzelnen Fahrer durchließ, abrupt unsere Fahrt beendete. Zehn Minuten Stau machten alle unsere Hoffnungen zunichte, endlich einmal Hansi einzufangen.
Danach gleich der erste Berg. Meine Beine schmerzten höllisch, wieder trieb nur die Hoffnung auf den Stiegler-Wein mich weiter. Stoppi meinte, dass wir vielleicht langsamer fahren sollten, gab aber im selben Moment Gas und sprengte unsere Gruppe. Tapfer blieb ich einigermaßen an ihm dran, eventuelle Löcher fuhr ich bergab wieder zu. Obwohl wir immer wieder diverse Grüppchen überholten, und auch unsere Bergab-Geschwindigkeit auf den Schotterstraßen immer flotter wurde, kam Hansi nicht ins Blickfeld.
Am zweiten Berg des Tages gab es einen supersteilen Singletrail, im großen und ganzen stand heute viel weniger "Reichraming" und viel mehr "Granitbeisser" auf dem Programm.
Aber alles geht vorbei, und nach 4h50 erreichten wir Schonach, einen Schiort auf 900 m Seehöhe, nur um zu erfahren, dass Hansi schon seit 21 Minuten im Ziel ist - als unglaublicher 7. seiner Klasse! Na gut, das Bier schmeckte trotzdem und zum Abschluss bekamen wir von Tom, erneut Zweiter hinter dem Schweizer Merida-Fahrer, noch eine Lektion in Radpflege. Stoppi bremst nämlich schon auf blankem Metall, und meine Bremsen und Schaltung sind auch schon schwer wartungsbedürftig.
Morgen können wir dann mit den blitzblanken Rädern wieder ordentlich Gas geben, es steht die längste Etappe mit 100 km auf dem Programm, aber wir hoffen auf eine ordentliche Bolzerei und einen Schnitt von 25 km/h.

5. Etappe, 99 km/1.430 Hm

  • Auch betreuen macht müde ...Auch betreuen macht müde ...
    Auch betreuen macht müde ...
    Auch betreuen macht müde ...
  • Nach vier düsteren Starts endlich Sonne am Morgen!Nach vier düsteren Starts endlich Sonne am Morgen!
    Nach vier düsteren Starts endlich Sonne am Morgen!
    Nach vier düsteren Starts endlich Sonne am Morgen!
  • Harti (li.), the man of the race!Harti (li.), the man of the race!
    Harti (li.), the man of the race!
    Harti (li.), the man of the race!

Danke Fred(estein)! Endlich! Am fünften Tag genießen wir dank eines Hochs namens Fred Sonnenschein vom Feinsten. Nach vier Tagen Regen eine wahre Wohltat.
Harti gab rechtzeitig zum Start die Devise aus: „Heit hol‘ ma uns den Hansi!“ Und das auf der längsten Etappe mit nahezu 100 km … Vom Start weg machte mein Partner deshalb auch mächtig Druck und ich hatte alle Mühe, um halbwegs an seinem Hinterrad zu bleiben. Zu meinem Leidwesen ging es gleich einmal zwei kleine Schupfer hinauf. Und von Hansi (der ja aus unerklärlichen Gründen immer aus dem Startblock vor uns starten darf) weit und breit nichts zu sehen.
Dann ging es in Rennradmanier ca. 30 km nur Windschatten lutschend auf Forststraßen recht flach dahin. Das hat mit MTB leider herzlich wenig zu tun, aber Harti hat‘s taugt. Kaum waren wir halbwegs in einem Packl drinnen, gab es von ihm eine Attacke nach vorne. Mein Teampartner zeigte sich heute von seiner stärksten Seite, ich konnte nur kämpfen und hoffen, dass ich irgendwie dran bleibe.
Kurz vor der Hälfte des Rennens kamen wir dann an einem schwer gestürzten Fahrer vorbei. Der Notarzt war zum Glück bereits vor Ort und hatte die Atemmaske und Halskrause schon angelegt – kein schöner Anblick …
Durch dieses Bild ein wenig gehemmt, drosselten wir das Tempo endlich ein wenig. Dennoch schlossen wir, von hinten kommend, immer wieder zu einzelnen Fahrern vor uns auf und unsere Gruppe wurde größer und größer. Alle machten etwas fürs Tempo und beteiligten sich brav an der Führungsarbeit, ähnlich wie man es ab und zu im TV sehen darf.
Und dann kam das Unglaubliche: Hansi kam formatfüllend vor uns in Sicht. Kurz vor der letzten Labe hat sich unsere Hatz, die mittlerweile schon ein paar Stunden andauerte, ausgezahlt. Harti spurtete förmlich an Hans vorbei, ich folgte widerwillig und sagte nur zu ihm, er solle sich hinten reinhängen. Aber Harti kannte keine Gnade, immer wieder forcierte er scharf das Tempo, sodass wir beide Mühe hatten, ihm zu folgen. Sogar bei der letzten Labe wurde schonungslos durchgeknallt.
Hansi war sichtlich gezeichnet und auf einem der letzten knackigen Anstiege konnte er dann, ebenso wie ich, dem Tempo meines heutigen Chefs nicht mehr folgen. Als ich mich dann kurz nach hinten umschaute, war er überhaupt nicht mehr zu sehen. Also galt es für mich, meinen Teampartner wieder einzuholen. Dies war allerdings alles andere als einfach. Durch seine ständigen Attacken hat er mich am heutigen Tage ziemlich aufgerieben, aber gnädigerweise wartete er dann auf mich und wir erreichten gemeinsam das Ziel in Engen. Der Herr Wödmasta war erstmals nicht über eine Stunde vor uns, und Hans kam zwei Minuten hinter uns ins Ziel – Strike!
Mir graut schon vor morgen, denn die heutige Etappe hat mich ganz schön Körner gekostet. Also auf zu einem Regenerationsbier und einem Regenerationsachterl!

6. Etappe, 67 km/1.570 Hm

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Auf Etappenfahrt lernt sogar Stoppi das Wäschewaschen.

Nach der gestrigen Flachetappe folgte zur Regeneration eine wohlschmeckende Pizza begleitet vom landestypischen Cola-Weizen. Vor dem Schlafengehen noch ein, zwei Flascherl Rotwein in unserem Regenerationsbereich vor dem Wohnmobil, das uns schon langsam zur zweiten Heimat wird. Und ich suchte auch nicht mehr stundenlang meine Siebensachen. Solcherart regeneriert, fühlte ich mich in der Früh blendend und wollte unbedingt gleich zu Beginn zu Hans aufschließen, um ihn dann bis zum Ziel zu unterstützen.
Aber erstens läuft es anders und zweitens als man denkt. Da es mir gestern so gut gerollt war, wurde ich ein wenig übermütig: Ich gab mächtig Gas, vor allem bergauf, bis das hellblaue Hahn-Racing-Team-Trikot von Hans immer größer wurde. Um meinen Teamkameraden scherte ich mich zunächst nicht. "Er wird schon dranbleiben", dachte ich mir. Schließlich war ich bis auf ca. 20 m an unseren Kraftlackel herangekommen, da bemerkte ich zu meinem Entsetzen, dass Stoppi nicht in meinem Windschatten hing. Locker pedalierend fuhr ich weiter, Hansi entschwand aus dem Blickfeld und nach mir endlos scheinenden Minuten kam endlich mein Teamgefährte daher, mit Schaum vor dem Mund, wie mir schien. Glücklicherweise stellte sich dieser als Fieberblasencreme heraus, mit der er sich täglich die Lippen pflegt.
Während wir gemeinsam weiterfuhren, kam urplötzlich der Mann mit dem Hammer bei mir vorbei: Offensichtlich spürte ich den Vortag doch stärker als ursprünglich angenommen und nur eine ganz starke Konzentration auf die sieben Stiegler´schen Weinflaschen, die mich im Falle meines Finishens erwarten würden, ließen mich vom "In-den-Wald-Schmeißen" meines Bikes Abstand nehmen. Schließlich überholten uns sogar die "Alpecin"-Burschen, die hinter uns liegen, und denen wir bis dato jeden Tag 15 bis 20 Minuten aufgebrummt hatten. Irgendwann holten wir die wieder ein, mir ging es aber immer noch nicht besser.
Landschaftlich konnte man die Etappe am ehesten mit Mank vergleichen, wer´s kennt. Für sich gesehen nicht allzu schwierig, aber die fünf Tage zuvor stecken halt schon schwer in den Beinen. Dank mehrerer Gels erholte ich mich ein wenig, und wir überholten unsere Lieblingskonkurrenten wieder. Dann musste ich jedoch unbedingt den Kavalier spielen und einer verzweifelten Fahrerin helfen, die verklemmte Kette zu lösen, und schon flogen die Alpecinis wieder vorbei. Ich war inzwischen so geschossen, dass ich nicht mal mehr in der Ebene dranbleiben konnte. Irgendwie fuhren wir das Loch aber doch wieder zu, ich weiß selbst nicht wie. Einmal riss der Stoppi ab, dann ich, aber die Alpecinis kamen auch nicht weg.
Und dann kam sieben Kilometer vor dem Ziel der letzte Berg, 200 Höhenmeter. Ich freute mich schon auf ein gemütliches Hochgondeln, da trat der Stoppi beherzt in die Pedale und fuhr eine Attacke. Fluchend hängte ich mich an, blieb an seinem Hinterrad, nach 1 km setzte ich mich dann an die Spitze, verlängerte. Woher die Kraft kam, weiß ich nicht, aber unsere Gegner hatten wir ein weiteres Mal abgehängt.
Im Ziel erwartete uns ein völlig erschöpfter Hans - selber schuld, warum wartet er nicht auf uns ... Außerdem ein nicht gerade glücklicher Tom, der durch einen Sturz seine Rippen arg beleidigt hat - wie schlimm es wirklich ist, weiß man nicht, der Wödmasta verwindet ja bekanntlich auch den ärgsten Schmerz, ohne eine Miene zu verziehen. Und auch unsere Betreuerin Veronika wirkte diesmal ziemlich unrund, zu arg war der Stress mit dem Auto gewesen, und dann brach auch noch ein Tankwart den Tankschlossschlüssel ab.
Na ja, es kann nicht immer alles eitel Wonne sein, morgen ist die letzte Etappe mit dem Ziel auf dem Feldberg und dann ist wieder alles gut!

7. Etappe, 77 km/2.500 Hm

  • Oa moi geht's nu,Oa moi geht's nu,
    Oa moi geht's nu,
    Oa moi geht's nu,
  • oa moi geht's nu leicht,oa moi geht's nu leicht,
    oa moi geht's nu leicht,
    oa moi geht's nu leicht,
  • oa moi geht's nu...oa moi geht's nu...
    oa moi geht's nu...
    oa moi geht's nu...

Einmal geht's noch leicht! Bei wolkenlosem Himmel standen wir gut gelaunt am Start der letzten Etappe in Grafenhausen, der Heimat des Tannenzäpfle, dem berühmtesten Produkt der ortsansässigen Rothaus-Brauerei. Wir hatten uns vorgenommen, diesmal besonders ruhig zu beginnen, um die abschließenden 77 km und 2500 Höhenmeter ins Ziel zu bringen.
Wir waren von Beginn an ganz hinten eingereiht, aber als ich mit unserem Alpecin-Team gemächlich das erste Hügerl erklimme, ist Stoppi nicht da. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, dass ihm schlecht geworden sein könnte, da er in der Früh immer so herumjammert; schließlich können ja nicht alle älteren Herren so topfit sein wie ich. Irgendwann kommt er aber doch daher, und ich erwarte eine ruhige Etappe, bei der ich meinen Partner immer wieder werde aufmuntern und im Windschatten ziehen müssen.
Kaum kommt aber der erste steile Stich ins Blickfeld, wacht Stoppi auf, setzt sich an die Spitze und drückt so mächtig drauf, dass ich Mühe habe, dran zu bleiben. Flugs sind die Alpecinis wieder eingeholt, alle machen brav Tempo und die Kilometer vergehen halbwegs flott. Doch dann wieder das gleiche Spiel wie gestern: Meine Beine sagten, dass es genug sei. Sie wollen nicht sieben Tage lang geplagt werden und weigerten sich, die Gänge zu treten, die ich einlegte. Die Alpecinis verschwinden wieder, Stoppi auch, diesmal allerdings nach vorne. Und noch immer 40 km mit dem Feldberg, dem wohl berühmtesten Intervallberg Deutschlands, als Abschluss ...

Die Schlussetappe ist landschaftlich die schönste der ganzen Tour, "dunkle Tannen, grüne Wiesen im Sonnenschein", moosige Wege in einem Hänsel und Gretel Märchenwald. Wenn die Beine nicht so weh getan hätten, hätte man glauben können, man befände sich auf einer gemütlichen Tour durch das nördliche Mühlviertel.
Stoppi schleppte mich mit aufmunternden Worten von Hügerl zu Hügerl, bis endlich die Sprungschanzen von Hinterzarten ins Blickfeld kamen, und mit ihnen die zwei fröhlichen Bayern von Alpecin. Stoppi schäkerte noch ein bisschen mit den Mädels von der Verpflegungsstelle, dann ging‘s weiter. Am Fuß des Feldberges bogen wir in einen schlammigen Trail ein, der sich parallel zur Straße den Berg hoch schlängelte. Das war pures Mountainbike-Feeling, aber so kurz vor dem Ziel hätte ich lieber eine asphaltierte Auffahrt gehabt, oder noch besser eine Gondel. Auf Forststraßen ging es weiter, ganz zum Schluss wurden wir noch über eine steile Wiese gejagt, und dann endlich erschien der Zielbogen und unsere wackere Betreuerin Veronika, die diesen historischen Moment fotografisch festhielt.
Tom grinste fröhlich hinter seinem Sieben-Tagesbart hervor - er hatte ja inzwischen schon drei Tannenzäpfle intus. Für seinen 2. Platz bei den Masters 2 gab es ein Fässchen Bier, das im Zuge unserer Abschlussfeier zügig ausgetrunken wurde. Hansi brannte uns heute nochmal gute zehn Minuten auf und finishte als 8. bei den Senioren 3, und wir verteidigten sozusagen souverän den schon am ersten Tag belegten Platz: 11. bei den Masters-Teams.

  • Die 7 Stiegler'schen Flaschen sind unser!Die 7 Stiegler'schen Flaschen sind unser!
    Die 7 Stiegler'schen Flaschen sind unser!
    Die 7 Stiegler'schen Flaschen sind unser!
  • Die regionale Spezialität ...Die regionale Spezialität ...
    Die regionale Spezialität ...
    Die regionale Spezialität ...
  • ... ist verdient!... ist verdient!
    ... ist verdient!
    ... ist verdient!
  • Thomas Widhalm am Senioren-2-PodestThomas Widhalm am Senioren-2-Podest
    Thomas Widhalm am Senioren-2-Podest
    Thomas Widhalm am Senioren-2-Podest

Fazit

Trotz der ersten vier Tage Regen war die Tour ein großartiges Erlebnis. Wir trafen auf sehr freundliche und hilfsbereite Leute, eine vorbildlich beschilderte Strecke und stets gute Gastronomie, was mir persönlich sehr wichtig ist, da ich so etwas ja nicht aus rein sportlichen Gründen mache, sondern das Kulinarische und Önologische auch nicht zu kurz kommen dürfen.
In puncto Schwierigkeit ist die Trans Schwarzwald allerdings nicht zu vergleichen mit einer Trans Alp oder The Cape Epic. Die Etappen sind kürzer, haben weniger Höhenmeter, und auch die technischen Erfordernisse sind nicht sehr hoch. Dafür wird auch im Mittelfeld jeden Tag wie bei einem Einzelrennen gefahren und nicht tourenmäßig wie z.B. beim Cape Epic, und das macht es dann doch ganz schön anstrengend.
Die Tour ist jedem/r zu empfehlen, der/die mittelschwere Rennen liebt und nichts gegen feuchte Witterungsbedingungen hat. Auch als Trainingslager für die herbstlichen Saisonhöhepunkte Großengersdorf und den Schnecke-Wintercup perfekt geeignet!


Hallo Legenden ! Super Ergebnis und noch besserer Bericht , nach solch einem Training müßt ihr in Großengersdorf Solo fahren und locker über 10 Runden herunterdrehen . Der Hansi u. da Thomas sind ganz schöne zache Hund alle Achtung Gratulation . Ab Septemberg geht eh bei uns wieder das Training an und ihr könnt euch wieder mit Sturm regenerieren und dopen .
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Hallo Legenden ! Super Ergebnis und noch besserer Bericht , nach solch einem Training müßt ihr in Großengersdorf Solo fahren und locker über 10 Runden herunterdrehen . Der Hansi u. da Thomas sind ganz schöne zache Hund alle Achtung Gratulation . Ab Septemberg geht eh bei uns wieder das Training an und ihr könnt euch wieder mit Sturm regenerieren und dopen .

 

:toll:Dass Stopi das in souveräner Art herunterradelt war klar. Und beim Harti sieht man, was mit der richtigen Motivation (in seinem Fall einige Flaschen Wein) alles gehen kann:zwinker:

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